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1.1 Ziel und methodisches Vorgehen

Um die Frage nach dem Umgang mit Forschungsdaten in den Geisteswissenschaften klären zu können, bedarf es zunächst einer grundlegenden Definition des Begriffs "Forschungsdaten" sowie der bei der Entstehung von Forschungsdaten dringend zu beachtenden einheitlichen Nutzung von Standards.

Der Begriff Daten umfasst im weitesten Sinne (digitale) Ressourcen bzw. Objekte, die einzeln oder in Sammlungen vorliegen können. Der Begriff ist nicht gleichzusetzen mit dem Begriff "Information". So sind Daten "zum Zweck der Verarbeitung zusammengefasste Zeichen", die "aufgrund bekannter oder unterstellter Abmachungen Informationen (d.h. Angaben über Sachverhalte und Vorgänge)"1 beinhalten. Unter dem Begriff Forschungsdaten werden nachfolgend sämtliche Daten verstanden, die als Grundlage für die Forschung dienen. In den geisteswissenschaftlichen Disziplinen sind diese Daten aufgrund der Methodenvielfalt heterogen ausgeprägt. So können Forschungsdaten etwa nach Disziplin und Inhalt (Geschichtswissenschaft, Archäologie etc.), nach Form und Vielfalt (Bilddaten, Musikdaten, Bühnenperformance etc.) oder auch nach Format (Textdateien, Bilddateien, Musikdateien etc.) unterschieden werden. Zwischen den einzelnen Disziplinen sind dabei durchaus Überschneidungen möglich, jedoch lassen sich auch disziplinspezifische Ausprägungen verzeichnen. Allen Daten gemein ist die Erfordernis eines Speichermediums zu Zwecken der Verfügbarkeit. Dabei stellt sich zunehmend die Frage, wie die dauerhafte Sicherung und Zugänglichkeit nicht nur von Daten, sondern auch von Forschung insgesamt gewährleistet und bewältigt werden kann. Hierbei kommt der Vergabe von Metadaten eine entscheidende Bedeutung zu. 

Metadaten werden gemeinhin als “Daten über Daten” beschrieben. Es handelt sich dabei um strukturierte, d.h. nach Vorgaben eines Standards erfasste bzw. erhobene Daten zu (digitalen) Ressourcen oder Objekten, die auf verschiedenen Erfassungs- und Informationsebenen entstehen können. Sie beschreiben Inhalt und Form von Objekten, aber auch weitere Merkmale, wie z.B. Zugangsbedingungen, die für die Wiedergabe einer Ressource und für deren langfristige Speicherung erforderlich sind. Als dokumentarische Bezugseinheit können Sammlungen, Einzelobjekte oder auch ein einzelnes Faktum dienen. Je nach Funktion ist es sinnvoll, die unterschiedlichen Metadatentypen noch weiter zu unterteilen. Die Gruppierung in deskriptive, strukturelle und administrative Metadaten bildet dabei in der Fachdiskussion eine geläufige Einteilungsvariante. Deskriptive Metadaten beinhalten inhaltsbezogene Informationen, die zum Auffinden und für die Deutung einer Ressource benötigt werden. Ihre Inhaltsstruktur wird mit Hilfe struktureller Metadaten beschrieben. Administrative Metadaten, zu denen etwa Urheber- und Verwertungsnachweise zählen, dienen schließlich dazu, die Verwaltung und weitere Verarbeitung einer Ressource zu dokumentieren. In der dokumentarischen Praxis entstehen Metadaten bei der Katalogisierung von Ressourcen. Diese erfolgt nach formalen und sachlichen Aspekten unter Heranziehung spezifischer Regelwerke und (un)kontrollierter Vokabularien, wie z.B. Klassifikationen, Thesauri oder Normdateien. 

Um die strukturierte Erfassung von Metadaten zu ermöglichen, sind maschineninterpretierbare Metadatenformate erforderlich. Die Klassifizierung solcher Metadatenformate erfolgt je nach Grad der Formalisierung. Dabei kann es sich um einfache Taxonomien mit lediglich hierarchischer Gliederung von Informationen handeln, oder auch um Ontologien, die komplexere Beziehungen von Informationen abbilden. Metadatenformate sind in der Regel an Standards gebunden, welche die hierfür benötigten Datenelemente und Datenwerte spezifizieren. Ein Standard bezeichnet ein vereinheitlichtes Vorgehen bei der Herstellung oder Durchführung von etwas, das sich gegenüber anderen, vergleichbaren Vorgehen durchgesetzt hat, dokumentiert und angewandt wird und allgemein anerkannt ist.

Hinweis: Standards, die nur von einer einzelnen Institution oder in einem einzelnen Forschungsprojekt genutzt werden, bieten zwar bereits den Vorteil der konsistenten Datenerfassung, jedoch ist zu empfehlen, vor der Konzeption eines eigenen Standards oder Metadatenmodells bereits existierende zu recherchieren und sich gegebenenfalls an diesen zu orientieren bzw. diese gemeinsam weiter zu entwickeln.

2. Forschungsprozess


1 Springer Gabler Verlag (Hg.), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Daten, URL: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54483/daten-v7.html.

 

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